Bilanzanalyse

Die Bilanzanalyse (auch Jahresabschlussanalyse) befasst sich mit der Untersuchung von bilanzierenden Unternehmen hinsichtlich ihrer derzeitigen und zukünftigen wirtschaftlichen Lage anhand des Jahresabschlusses, welcher sich aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung sowie dem Anhang zusammensetzt und ggf. um den Lagebericht ergänzt wird. Sie kann intern vom Unternehmen selbst oder extern von Analysten durchgeführt werden.

Alle Tätigkeiten, die darauf gerichtet sind, aus den vorliegenden Informationen Aufschluss über die wirtschaftliche Lage eines bilanzierenden Unternehmens zu erhalten, werden Bilanzanalyse genannt.[1] Im Rahmen der Bilanzanalyse werden aus dem veröffentlichten Jahresabschluss verschiedene betriebswirtschaftliche Kennzahlen und Kennzahlensysteme des bilanzierenden Unternehmens ermittelt, die über Möglichkeiten zur Erfüllung externer Forderungen (finanzwirtschaftliche Analyse) sowie zur Erzielung von zukünftigen Gewinnen und Unternehmenswachstum (erfolgswirtschaftliche und strategische Analyse) Auskunft geben sollen. Die Bilanzanalyse erstreckt sich formell auf die Ordnungsmäßigkeit des Jahresabschlusses und materiell auf die wirtschaftliche Lage des zu analysierenden Unternehmens.

Der Jahresabschluss nebst Bestandteilen wurde vom bilanzierenden Unternehmen aufgrund nationaler oder internationaler Gesetze erstellt. Diese Gesetze verlangen nicht nur die Aufstellung eines Jahresabschlusses, sondern schreiben mehr oder weniger detailliert vor, wie er formell und materiell zu gestalten ist. Die für die Bilanzanalyse zentrale Vorschrift im deutschen Recht ist § 264 Abs. 2 HGB:

„Der Jahresabschluss der Kapitalgesellschaft hat unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Kapitalgesellschaft zu vermitteln.“

Obwohl diese Gesetze die Transparenz für Außenstehende erhöhen sollen, so können sie doch nicht verhindern, dass dem bilanzierenden Unternehmen große Spielräume in der Darstellung seiner wirtschaftlichen Lage zur Verfügung stehen. Die vorhandenen Spielräume eröffnen dem bilanzierenden Unternehmen erst die Möglichkeit der Bilanzpolitik. Ein besonderes Feld stellt hierbei die Bilanzkosmetik dar. Es handelt sich um den klassischen bilanzpolitischen Spielraum, den bilanzierende Unternehmen in der Regel im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten nutzen, um sich mit ihrem Jahresabschluss in der Öffentlichkeit positiv zu präsentieren. Bei der externen Bilanzanalyse kann daher davon ausgegangen werden, dass der Analyst die wahren wirtschaftlichen Verhältnisse nicht ermitteln können wird.

  1. Volker H. Peemöller, Bilanzanalyse und Bilanzpolitik: Einführung in die Grundlagen, 2003, S. 205.

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